Diakonie-Präsident fordert Ausweitung der EU-Seenotrettung

Diakonie-Präsident fordert Ausweitung der EU-Seenotrettung
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie dringt auf eine Ausweitung des EU-Programms "Triton" zur Rettung von Flüchtingen auf dem Mittelmeer.

"Es ist nach wie vor unklar, wie weit 'Triton' den Radius ausweitet. Das aber muss unbedingt passieren, und zwar bis in die libyschen Küstengewässer", sagte Lilie der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstagsausgabe).

Bereits im Jahr 2014 habe es einen "traurigen Rekord von 3.500 Toten" gegeben. 2015 seien nach vorsichtigen Schätzungen schon 1.500 Menschen gestorben. Es gebe "erschreckende Nachrichten von Kühlhäusern in Italien, wo die Ertrunkenen gar nicht mehr bestattet, sondern gekühlt werden", sagte der Präsident der Diakonie Deutschland. Das sei eine humanitäre, aber auch eine politische Katastrophe. Die Rettung von Flüchtlingen sei kein Problem des Geldes, sondern ein Problem des Radius.

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Mehr als tausend Flüchtlinge haben die Schiffe von Hilfsorganisationen in den vergangenen Tagen auf dem Mittelmeer gerettet. Die Überlebenden auf der "Sea-Watch 3" dürfen nun den italienischen Hafen Tarent anlaufen.
Für ihren "mutigen Einsatz" hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den zivilen Seenotrettern im Mittelmeer gedankt. "Sie nehmen eine Verantwortung wahr, die wir alle gemeinsam haben."

Um die geflüchteten Menschen adäquat unterzubringen, müsse die EU ein Verteilsystem finden, welches sich an den Realitäten der Länder orientiere, forderte Lilie: "Die leistungsstarken Länder müssen mehr Flüchtlinge aufnehmen als die, die selbst gerade ums wirtschaftliche Überleben kämpfen." Außerdem benötigten die EU-Länder "halbwegs vergleichbare Standards", sagte der Diakonie-Präsident und verwies auf schwerste Menschenrechtsverletzungen "bis hin zur Folter" an Flüchtlingen in Bulgarien: "Es kann und darf in der Europäischen Union solche gravierenden Unterschiede nicht geben."