Olympiapfarrer: Sportler nicht unter Generalverdacht stellen

Olympiapfarrer: Sportler nicht unter Generalverdacht stell

Foto: epd/Friedrich Stark

Olympiapfarrer: Sportler nicht unter Generalverdacht stellen
Mehr Fairness und Ehrlichkeit: Als Seelsorger begleitet der evangelische Theologe Thomas Weber die deutschen Sportler zu den Olympischen Spielen nach Brasilien. Trotz Doping-Skandalen dürften nicht alle Sportler pauschal unter Generalverdacht gestellt werden.

Der evangelische Olympia-Seelsorger Thomas Weber wirbt für Fairness gegenüber den Olympia-Sportlern. Nach der negativen Berichterstattung über Doping-Skandale und Manipulationen würden allzu schnell alle Sportler unter Generalverdacht gestellt, sagte Weber dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das ist sehr schade für die, die sich bemühen, ihren Sport ehrlich auszuüben", erklärte der Pfarrer aus dem nordrhein-westfälischen Gevelsberg, der am Montag mit einem Teil der deutschen Mannschaft nach Rio de Janeiro fliegt. Dort finden vom 5. bis 21. August die Olympischen Sommerspiele statt.

Nach den jüngsten Doping-Skandalen stehe die Glaubwürdigkeit des Sports auf dem Spiel, betonte Weber. Jetzt seien die Verantwortlichen an oberster Stelle gefordert, für die Zukunft gute Lösungen zu schaffen.

Weber: Uns geht es um die Menschen

Der Theologe begrüßte es, dass bei dem Sport-Großereignis Seelsorger dabei sind. "Es ist wichtig, dass die Kirche auch während der Olympischen Spiele ein Gesicht bekommt", sagte Weber. Zudem seien im Hochleistungssport die Athleten das ganze Jahr für ihren Sport unterwegs. Die Seelsorger gingen bei dem sportlichen Großereignis auf die Sportler und die Menschen im Hintergrund zu. "Uns geht es um die Menschen", unterstrich der Pfarrer.

Zu den Angeboten Webers und seines katholischen Amtskollegen gehören Gottesdienste und Andachten. Als Seelsorger seien sie zudem als Gesprächspartner für die Sportler und Trainer da. Einige der jüngeren Sportler, die zum ersten Mal dabei seien, seien erstaunt, dass ein Pfarrer dabei sei, berichtet Weber. Zu vielen Sportlern, die
einen schon kennen würden, habe sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt. "Da wird mir so manches erzählt an Positivem, aber auch an Negativem." Auch noch nach den Olympischen Spielen bekomme er Anfragen von Sportlern, etwa kirchliche Trauungen vorzunehmen.

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Die Situation im Austragungsland Brasilien wollten die Kirchen ebenfalls zum Thema machen, sagte der Theologe. Die Olympischen Spiele fänden in einem Land statt mit einer verworrenen politischen Situation und einer neuen Regierung. Zudem gebe es starke soziale Spannungen. Er selbst werde vor Ort Projekte von deutschen Kirchen
besuchen, sagte Weber.

Die evangelische und die katholische Kirche geben den deutschen Sportlern eine Broschüre "Mittendrin" mit biblischen Texten, Gebeten und Meditationen mit. Die beiden Kirchen entsenden für die Olympischen Sommerspiele (5. bis 21. August) und die Paralympics (7. bis 18. September) in Rio de Janeiro insgesamt vier Seelsorger. Der 56-jährige Weber ist bereits zum sechsten Mal bei den Olympischen Spielen im Einsatz.