Berlin (epd). In Deutschland haben antisemitische Straftaten dramatisch zugenommen. Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, sagte am Donnerstag in Berlin, seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober vorigen Jahres habe das Bundeskriminalamt bis zum 22. Januar dieses Jahres 2.249 antisemitische Straftaten erfasst. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr wurden Klein zufolge rund 2.300 antisemitische Straftaten registriert.
Klein kritisierte, trotz des beschämend hohen Niveaus judenfeindlicher Taten drohten diese und ihre Folgen aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verschwinden. "Die Situation der Jüdinnen und Juden erregt weit weniger Mitgefühl und Solidarität in der Gesellschaft, als ich es für notwendig halte", sagte Klein. Für sie gebe es seit dem 7. Oktober keine Normalität mehr.
Klein und der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, warnten vor allen Formen des Antisemitismus. Selbst bei den Demonstrationen gegen den Rechtsextremismus in den vergangenen Tagen sei es zu Beleidigungen und Angriffe auf Juden und Jüdinnen gekommen, sagte Klein.
Klein und Schuster betonten aber zugleich, die Demonstrationen seien ein wichtiges Zeichen. Juden seien eines der Ziele rechtsextremer Ideologen. Schuster sagte, offenbar seien durch die Enthüllungen über die Nähe zwischen der AfD und Rechtsradikalen viele Menschen aufgewacht und sähen die Gefahren für die Demokratie.
Die jüngste Eskalation des Nahost-Konflikts begann am 7. Oktober mit einem massiven Terrorüberfall der palästinensischen Hamas auf Israel. Die israelische Armee bombardierte daraufhin den Gaza-Streifen und drang in das Gebiet ein, um die Hamas zu zerschlagen. Seitdem dauert der Krieg im Gaza-Streifen mit hohen Opferzahlen an.