Berlin (epd). Die FDP-Politikerin Sandra Bubendorfer-Licht erkennt bei den Kirchen den Willen zur Aufarbeitung von Missbrauch in der eigenen Institution. Nach der Vorstellung von Ergebnissen zu Ausmaß und Ursachen sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche sagte sie am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin: "So unvollständig und an vielen Stellen enttäuschend die Ergebnisse der ForuM-Studie sind: Die Studie ist ein Schritt in die richtige Richtung." Der Tag sei "für Christen in Deutschland ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen sexuellen Missbrauch".
Diesem Schritt müssten weitere folgen, "und zwar mit größtem Nachdruck und aus vollem Herzen", sagte die religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion. Die beiden großen Kirchen müssten zudem "transparent und glaubhaft zeigen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben". Sie müssten sich neu aufstellen und konkrete Reformen angehen, um sexuellen Missbrauch nicht nur rasch aufzudecken, sondern von Anfang an zu verhindern, erklärte sie.
Ein von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beauftragtes unabhängiges Forscherteam hatte zuvor in Hannover seine Studie vorgestellt. Danach hat es sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der evangelischen Kirche in größerem Ausmaß gegeben als bislang angenommen. Die Rede ist von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern. Die Forscher entdeckten zudem spezifische Risikofaktoren, die Missbrauch und auch dessen Vertuschung in der evangelischen Kirche und der Diakonie begünstigt haben.